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Galerie Forum Türk zeigt Regine Krupp-Mez und Veronika Missel mit der Ausstellung „Eigenleben“

Veröffentlicht am 02.07.2019

 

Auf der Kante

Nürtinger Zeitung, 01.07.2019, Von Gaby Weiß

 

„Eigenleben“ heißt die Ausstellung in der Galerie im Forum Türk, in der Regine Krupp-Mez (links) Malerei und Veronika Missel Kreaturen und bewegte Objekte aus Wolle und Metall zeigen. Foto: Weiß

 

Es sind seltsam-skurrile Gestalten und irritierende Wesen, die Veronika Missel schafft: Sie heißen Wankel, Grottenwolme, Bartifone oder Lanozyten und haben eine Metallhacke als Fuß, Sektkorken als Augen oder einen Trompeten-Trichter als Gesicht. Wer genau hinschaut, entdeckt ein kleines Nest: Hat da einer der wolligen Gesellen etwa ein Ei gelegt? Kinetische Objekte bringen Bewegung ins Spiel: Ein Haufen Woll-Puschel macht sich als „Pilger“ auf den Weg, ein riesiges Wollknäuel spinnt bedächtig am Lebensfaden des Menschen und ist nach der griechischen Schicksalsgöttin Klotho benannt.

Die Schafwolle, die die Wollkünstlerin zupft, näht, filzt und wickelt, ist eigentlich kuschelig, wärmend und animiert zum Streicheln, kann aber auch fettig, kratzig und schmutzig daherkommen. Ein Korb mit naturbelassener Wolle und eine der großen Kreaturen laden ein: „Mich darf man anfassen.“ Das ist aber alles andere als plüschig, denn es balanciert immer auf der Kante und könnte auch abstürzen ins Ungewisse, in jene dunklen Räume, die jeder in sich trägt.

Auf der Kante

Vollständiger Artikel:

Die Ausstellung „Eigenleben“ mit Arbeiten von Regine Krupp-Mez und Veronika Missel ist bis zum 28. Juli in der Nürtinger Galerie Forum Türk (Sigmaringer Straße 14) zu sehen. Die Schau ist samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.

NÜRTINGEN. Es ist nie einfach, die Arbeiten zweier Künstlerinnen in einer Ausstellung zu zeigen. Wieder einmal hat das Team um Werner Sackmann, das das Programm der Galerie im Forum Türk organisiert, ein glückliches Händchen bewiesen: Die Werke der Malerin Regine Krupp-Mez und der Bildhauerin Veronika Missel ergänzen sich zur sehenswerten Schau „Eigenleben“.

So eigenständig die beiden in Sichtweise und Herangehensweise auch sind, so verbindet beide eine starke Heimatverbundenheit und die Prägung durch die Landschaft der Schwäbischen Alb. „Es ist das Einfache, das ganz Naheliegende, das sie eint, das viele Menschen oft mühsam wiederentdecken müssen“, erläuterte Katrin Burtschell, Leiterin der Freien Kunstakademie Nürtingen (FKN), bei der Vernissage.

Und noch etwas verknüpft die Arbeiten der beiden FKN-Absolventinnen: Sie beeindrucken durch „Eigenleben“, durch inhaltliche Tiefe, bezaubern durch ironische Schwenks und bestechen durch eine Leichtigkeit, die auf- und durchatmen lässt. „Landschaft gibt es nicht ohne den Menschen. Ohne unseren Blick, unsere Empfindungen, ohne unsere Unruhe und unsere Sehnsucht wäre das, was Landschaft genannt wird, nur ein charakteristischer Ausschnitt der Erdoberfläche“, zitiert Regine Krupp-Mez den Schriftsteller Siegfried Lenz. Ihre Acryl-Bilder mit den oft doppelbödigen Titeln zeigen diese Natur, in die der Mensch seine Spuren eingezeichnet hat: Die längst verblichene Hauswand, die früher in Himmelblau und Rosarot strahlte, der Nistkasten in einem abgestorbenen Baum, das am Wegesrand abgestellte Gülle-Fass. Selten weitet sich die Szenerie übers Land, stattdessen richtet Krupp-Mez den vertiefenden Fokus aufs Detail, sie hält fest, verdichtet und lenkt den Blick nach innen.

Die vom Menschen geprägte Natur ist Thema

Es sind seltsam-skurrile Gestalten und irritierende Wesen, die Veronika Missel schafft: Sie heißen Wankel, Grottenwolme, Bartifone oder Lanozyten und haben eine Metallhacke als Fuß, Sektkorken als Augen oder einen Trompeten-Trichter als Gesicht. Wer genau hinschaut, entdeckt ein kleines Nest: Hat da einer der wolligen Gesellen etwa ein Ei gelegt? Kinetische Objekte bringen Bewegung ins Spiel: Ein Haufen Woll-Puschel macht sich als „Pilger“ auf den Weg, ein riesiges Wollknäuel spinnt bedächtig am Lebensfaden des Menschen und ist nach der griechischen Schicksalsgöttin Klotho benannt.

Die Schafwolle, die die Wollkünstlerin zupft, näht, filzt und wickelt, ist eigentlich kuschelig, wärmend und animiert zum Streicheln, kann aber auch fettig, kratzig und schmutzig daherkommen. Ein Korb mit naturbelassener Wolle und eine der großen Kreaturen laden ein: „Mich darf man anfassen.“ Das ist aber alles andere als plüschig, denn es balanciert immer auf der Kante und könnte auch abstürzen ins Ungewisse, in jene dunklen Räume, die jeder in sich trägt.

Die Ausstellung „Eigenleben“ mit Arbeiten von Regine Krupp-Mez und Veronika Missel ist bis zum 28. Juli in der Nürtinger Galerie Forum Türk (Sigmaringer Straße 14) zu sehen. Die Schau ist samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.